Wenn ich schreibe, kann ich mich ja manchmal total verlieren. Also, die Zeit vergessen: Stunde um Stunde kann ich dann an meinem Schreibtisch verbringen und in den Monitor starren. Bei Auftragstexten nicht so sehr, wie beim freien Schreiben. Bei Aufträgen habe ich die Zeit zwar auch nicht immer im Blick, aber dafür einen Timer, der die Kontrolle behält und mich regelmäßig zu Pausen zwingt. Oder zumindest daran erinnert. Bei Auftragsarbeiten muss ich meine Arbeitszeit ja schließlich, mindestens für mich, dokumentieren. Bei Arbeiten für mich selbst vernachlässige ich das oft sträflich. Mit Folgen.

 

Baum mit dem Hinweis Hasenpatt

Der Hasenpatt in Bielefeld

Frischluft für Gelenke, Gemüt und Gedanken

Bei der Arbeit an meinem Buch konnte ich stundenlang quasi unbeweglich vor dem Bildschirm sitzen, ohne mehr als meine Finger auf der Tastatur und Sätze in meinem Hirn zu bewegen. Das ist natürlich ganz schlecht. Nicht nur für die Haltung, sondern auch fürs Gemüt. Auf Dauer ist das einfach nicht gesund. Und bessere Ideen bekommt man so auch nicht, wenn man verbissen versucht kreativ zu sein. Also habe ich mir angewöhnt, mindestens einmal jeden Tag nach draußen zu gehen und Frischluft zu tanken. Bewegung tut den eingerosteten Gelenken gut und frische Luft vor allem den Gedanken. Sie muss ja gar nicht lang sein – die Pause.

Jeden Tag 10.000 Schritte?

Also, man soll ja 10.000 Schritte jeden Tag gehen. Das schaffe ich nicht. Nicht im Alltag mit all seinen Verpflichtungen. Am Wochenende schon. Dann auch gerne deutlich mehr. Im vollgestopften Alltag muss manchmal auch eine Viertelstunde pro Tag ausreichen, um mich einmal kräftig durchpusten zu lassen, die Beine auszuschütteln und die Verknotungen im Gehirn zu lösen. Hauptsache regelmäßige Bewegung. Jeden Tag, ohne Ausnahme.

Dagmar sitzt auf einer Bank und sonnt sich

Ein bisschen Vitamin D schadet auch nicht: Sonnenbad im Januar

Danach kann ich dann viel frischer ans Werk gehen. Und meistens nimmt eine Idee, die am Schreibtisch noch recht verschwommen ist, beim Gehen Form an. Wenn ich dann gerade weit vom Schreibtisch weg bin, vergesse ich auch schon mal eine gute Idee. Das ist natürlich doof. Deshalb habe ich nun (fast) immer Papier und Stift dabei. 

Der alberne Motivator

Baumwurzeln

Gegen diese Giganten wird man plötzlich ganz schön klein

Am Anfang war es eher eine Art Zwang. Ich dachte, „Ich kann doch jetzt nicht aufstehen. Ich muss erst zu Ende schreiben“.  Verstärkt wurde (und wird) dieses Gefühl, wenn das Wetter draußen echt ungemütlich war (bzw. ist). Meine Vernunft (äh, und mein Mann) sagten mir aber „Jetzt steh‘ doch mal auf und beweg‘ dich, du bist schon ganz krumm“. Um mich zu motivieren habe ich mir deshalb einen Schrittzähler gekauft. Und auch , weil ich wissen wollte, wie viele Schritte ich tatsächlich so am Tag schaffe. Mittlerweile trage ich den Schrittzähler immer noch, synchronisiere ihn aber so gut wie gar nicht mehr. Ich brauche keine Dokumentation über meine Schritte und Aktivminuten. Es interessiert mich immer nur für den Moment. Wenn ich nachmittags feststelle, dass ich erst 2.000 Schritte gelaufen bin, schnapp ich mir meinen Mantel und versuche auf 5.000 zu kommen. Das ist wie eine Sucht geworden. Eine schöne. Ich habe mich so an meine kleinen Auszeiten gewöhnt, das ich gar nicht mehr ohne kann. Ich MUSS jetzt einmal am Tag tief durchatmen können. Wenn auch an manchen Tagen nur wenige Minuten. 

Schneeflöckchen

Erste Frühlingsboten

Heimatgefühle

Schöner Nebeneffekt von den selbstauferlegten Zwangs-Pausen: Ich habe entdeckt, dass ich in einer echt schönen Gegend wohne. Mittlerweile habe ich verschiedene „Rundwege“ gefunden, je nachdem wie viel Zeit ich zur Verfügung habe: 15 Minuten, 20 Minuten, halbe Stunde, Stunde, usw. Und obwohl ich viele der Wege jetzt schon so oft gegangen bin, entdecke ich immer wieder etwas Neues. Kleinigkeiten oftmals, wie ein besonders merkwürdig verwachsener Baum, oder erste Frühlingsboten im Januar. Aber über solche scheinbaren Kleinigkeiten kann ich mich echt freuen.

kleines Bächlein im Wald am Hasenpatt

Seele baumeln lassen gelingt hier ganz gut

Manchmal ist es einfach sehr gut, sich selbst zum eigenen Glück zu zwingen und den inneren Schweinehund zu überwinden. Vielleicht kann ich ja jemanden motivieren?